Die wichtigsten Grundsätze einer durchdachten Stallbelüftung: mehr als nur Ventilatoren

Die wichtigsten Grundsätze einer durchdachten Stallbelüftung: mehr als nur Ventilatoren

Eine durchdachte Stallbelüftung ist mehr als nur das Aufhängen von ein paar guten Ventilatoren. Sie ist eine komplexe Wissenschaft, mit der sich unser Lüftungsspezialist Huw Jones seit Jahren beschäftigt. Huw zufolge beruht ein gutes Belüftungssystem auf drei Grundprinzipien: Luftaustausch, effektive Kühlgeschwindigkeit und Absenken der Umgebungstemperatur.

  1. Luftzirkulation: frische Luft für gesunde Kühe

Der Luftaustausch umfasst nicht nur den Austausch von Luft im Stall durch Außenluft, sondern auch den Luftaustausch auf Kuhniveau. Eine unzureichende Luftzirkulation kann zu Reizungen der Atemwege der Kühe führen. Das Vorhandensein von Ammoniak ist hier ein sehr guter Indikator. Wir sprechen hier von weniger als 25 PPM (parts per million) im Idealfall. Alles, was darüber liegt, kann zu folgenden Problemen führen:

  • Reizung der Lunge und der Augen;
  • Behinderung der Flimmerhärchen in der Luftröhre, die den Schleim, Viren, Bakterien, Pilze und Schmutz enthält, effektiv aus der Lunge entfernen;
  • Absterben von Zellen, die die Atemwege auskleiden;
  • Verringerung des Hufgewebes, wodurch sich das Risiko von Klauenproblemen erhöht.

Sie können sehr leicht selbst feststellen, ob Sie einen Ammoniaküberschuss in Ihrem Stall haben. Wenn z. B. Ihre Kleidung den Stallgeruch beibehält, ist dies ein Hinweis darauf, dass die Luftzirkulation unzureichend ist und die Gesundheit Ihrer Kühe gefährdet sein könnte.

Es ist wichtig zu wissen, dass es hier nicht nur um die Luftzirkulation im Stall geht, sondern definitiv um die Luftzirkulation pro Kuh. Dabei geht es darum, wie viel Luft Sie im Verhältnis zur Anzahl der Kühe im Stall bewegen. Es ist wichtig, daran zu denken, dass Kühe Frischlufttiere sind und ihr Bedarf an Frischluft ist sehr hoch. Eine Kuh ist biologisch gesehen sehr ineffizient in Bezug auf das Lungenvolumen pro kg Körpergewicht. Da sich der Pansen im Laufe der Jahrhunderte der Zucht vergrößert hat, hat sich das Lungenvolumen verringert, so dass die Kuh mehr Druck hat ihren Körper mit Sauerstoff zu versorgen.

Aus der obigen Tabelle können Sie ersehen, welche Ziele wir für die Luftzirkulation in den USA/Europa in vollständig mechanisch belüfteten Betrieben anstreben. In natürlich belüfteten Betrieben gehen wir einfach von einem Austausch durch den Einsatz von Druck- und Umluftventilatoren aus

  1. Effektive Kühlrate: Luftgeschwindigkeit für Komfort

Während Temperatur und Luftfeuchtigkeit von großer Bedeutung sind, ist die Luftgeschwindigkeit ein entscheidender Faktor für die Belüftung. Eine Mindestluftgeschwindigkeit von 1 m/s in Kopfhöhe der Kuh trägt zu einem angenehmen Windchill bei. Dies senkt zwar nicht die physische Lufttemperatur, wirkt sich aber positiv darauf aus, wie die Kühe die Temperatur wahrnehmen. Normalerweise möchten wir eine Luftgeschwindigkeit von 2 m/s an der Kuh erreichen, die am weitesten vom Ventilator entfernt ist.

Es ist wichtig, dass die Luftgeschwindigkeit auf Höhe der Kuh gemessen wird, denn was bringt es ihr sonst? Werfen Sie einen Blick auf unseren ECV Fan hier!

Derzeit wird die Abkühlungsrate noch nicht in die THI-Berechnungen einbezogen. Es werden nur Feuchtigkeit und Temperatur berücksichtigt. Unsere Untersuchungen zeigen jedoch, dass jede 0,44m/s Abkühlgeschwindigkeit an der Kuh den THI empfindlich um 1,1 THI senkt.

  1. Senkung der Temperatur: Senkung der Temperatur mit Wasser

Wasser kann zur Senkung der Kuh- und Umgebungstemperatur verwendet werden. Die Verwendung von Wasser zur Senkung der Kuhtemperatur wird als Soaking bezeichnet. Ein erfolgreiches Soakingsystem besteht aus fünf wesentlichen Komponenten:

  • Automatisierung: Minimieren Sie die Arbeitsstunden mit automatisierten Systemen, die auch sicherstellen, dass Sie die Kühe nicht zu früh oder zu spät kühlen.
  • Sprühen: Stellen Sie sicher, dass die Sprühmenge ausreicht, um die Kuh vollständig zu besprühen. Der Winkel, in dem Sie sprühen, ist ebenfalls sehr wichtig, um sicherzustellen, dass Sie auf die Kuh und nicht auf das Futter sprühen.
  • Vorbeugender Ansatz: Beugen Sie Problemen vor, indem Sie proaktive Maßnahmen ergreifen und die Kuh tränken, bevor sie unter Hitzestress leidet.
  • Durchlaufzeit: Optimieren Sie die Laufzeit der Tränke. Idealerweise beträgt sie etwa 7 Minuten. Je höher die Temperaturen sind, desto kürzer ist die Zeit, in der die Tränke nicht läuft.
  • Kombination mit Ventilatoren: Viele Studien haben gezeigt, dass das Einweichen in Kombination mit Ventilatoren deutlich effektiver ist.

Wasser kann auch verwendet werden, um die Umgebungstemperatur zu senken. Dies kann durch Hochdruckvernebelung erreicht werden.

Wo Sie in Ihrem Stall beginnen sollten: ein strategischer Ansatz

Nun, da die drei Grundprinzipien klar sind, können wir uns vorstellen, dass Sie nicht so genau wissen, wo Sie anfangen sollen. Ein strategischer Ansatz ist entscheidend. Deshalb möchten wir für Sie auflisten, welcher Teil der Belüftung die höchste Priorität hat:

  1. Liegeboxen: Sorgen Sie zunächst für eine optimale Luftzirkulation um die Liegeboxen der Kühe. Dort halten sich die Kühe die meiste Zeit auf, im Idealfall 14 Stunden, und dort sollen sie sich auch möglichst viel aufhalten. Eine gute Kühlung ist hier also bei weitem das Wichtigste. Wenn Sie Melkroboter einsetzen, ist dieser Ort natürlich auch sehr wichtig.
  2. Tränken im Futtergang: Implementieren Sie ein gut durchdachtes Tränkesystem im Futtergang. Die Tränkung kommt immer vor der Belüftung, wird aber erst in Kombination mit Ventilatoren wirklich optimal. Daher sollten die Schritte 2 und 3 eigentlich kombiniert werden, aber das Wässern kommt immer zuerst.
  3. Ventilatoren im Futtergang: Platzieren Sie die Ventilatoren strategisch im Futtergang, um die Luftgeschwindigkeit zu erhöhen.

Natürlich ist es sehr wichtig, sich daran zu erinnern, welche Gruppen auf dem Betrieb am wichtigsten sind

  1. Stall - dies ist der Bereich des Betriebs, in dem potenziell die meisten Kilowattstunden pro Quadratmeter anfallen. Jede Kuh bedeckt etwa 1,4 m2, so dass man verstehen kann, warum Hitzestress hier ein solches Problem darstellt. Es ist großartig, einen gut belüfteten Stall zu haben, aber wenn Ihr Stall nicht angemessen ventiliert ist, werden Sie immer noch mit Hitzestress zu kämpfen haben.
  2. Trockensteherstall - diese Tiere brauchen die bestmögliche Pflege. Es ist erwiesen, dass Hitzestress während der Trockenstehzeit die Milchproduktion der Kühe in der nachfolgenden Laktation verringert und die Leistung der Nachkommen bis zu 2 Generationen lang beeinträchtigt! Eine hitzegestresste trockene Kuh kann über Jahre hinweg zu Problemen führen, nicht nur über Monate!
  3. Hochlaktierende Tiere - diese Tiere liegen dicht hinter den trockenen Kühen auf Platz 3. Wir wollen sicherstellen, dass diese Tiere eine gute Kühlung erhalten, um die Reproduktions- und Produktionsleistung während der wärmeren Monate auf einem hohen Niveau zu halten.

Fazit: Stallbelüftung ist nicht gleich Kuhbelüftung

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Stallbelüftung nicht gleichbedeutend mit der Belüftung der Kühe ist. Die Vermeidung von Energieverschwendung durch ungerichtete Belüftung und die Vermeidung von Wasserverschwendung beim Tränken der Kühe sind ebenfalls entscheidende Faktoren, um Ihren Stall so nachhaltig wie möglich zu gestalten.

Ein gut durchdachtes Belüftungssystem ist der Schlüssel zu gesunden und komfortablen Lebensbedingungen für Milchkühe. Es trägt nicht nur zu ihrem Wohlbefinden bei, sondern macht sich langfristig auch durch eine verbesserte Produktivität und Gesundheit der Tiere bezahlt. Eine Investition in die richtige Stallbelüftung ist eine Investition in die Zukunft Ihres Milchviehbetriebs.

Ich möchte mit der Belüftung meines Stalls beginnen!

Sind Sie nach der Lektüre dieses Artikels neugierig, was die Lüftung für Ihren Stall leisten kann? Oder sind Sie neugierig, ob Ihr derzeitiges Belüftungssystem optimal ist? Wir würden uns das gerne mit Ihnen ansehen! Mit unserer langjährigen Erfahrung und unserem Fachwissen sorgen wir gemeinsam dafür, dass Ihr Stall optimal funktioniert.

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